Burgruine

Geschichte der Burg Hatzfeld

Die bei den Sanierungsgrabungen geborgenen Fundstücke werden zur Zeit im „Burgstübchen“ aufbewahrt. Das „Burgstübchen“ befindet sich im Dachgeschoß der ehemaligen „kleinen Schule“ gegenüber des Hatzfelder Rathauses. Die Räumlichkeit wird dem Verein von der Stadt Hatzfeld kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ein Teil der Funde ist in Regalen ausgestellt. Der größte Teil des Materials ist magaziniert.

Die Fundstücke lassen sich nach einer ersten Sichtung in das 14. – 15. Jahrhundert datieren, wobei der Schwerpunkt im 15. Jahrhundert liegt. Ältere Funde konnten bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht nachgewiesen werden.

Burganlage

Jens Friedhoff, enger Mitarbeiter unseres Vereins, verfasste 1996 für die Fachzeitschrift „Burgen und Schlösser – Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e.V. für Burgenkunde und Denkmalpflege“ den Beitrag: Burg Hatzfeld eine hessische Ganerbenburg.

Nachfolgend daraus Auszüge zur baulichen Geschichte der Burg:

Die Burganlage liegt auf einem Geländevorsprung an einem zum Edertal in südwestlicher Richtung abfallenden Berghang in ca. 360 Meter Meereshöhe. Von dem östlich hinter dem Geländesporn mäßig ansteigenden Tonschiefermassiv des 534 Meter hohen Ringelsberges wird die Burgstelle durch einen mächtigen Halsgraben getrennt. Der heutige Zugang zur Burgruine erfolgt von Norden über einen Fahrweg, den Kutschenweg, durch den Halsgraben, entspricht aber keinesfalls der ursprünglichen Zugangssituation. Über die ursprüngliche Zugangssituation ist gegenwärtig keine Aussage möglich.

Die bisher sichtbaren Ruinenreste lassen eine, vermutlich in mehreren Bauphasen errichtete, bergfriedlose Hauptburg erkennen, an die sich ein wenig unterhalb des Plateaus im Süden und Westen eine Vorburg anschloss, von der sich lediglich geringfügige Fundamentreste der Ringmauer erhalten haben. Den heutigen Zugang zum Burggelände markiert ein mehr als drei Meter hohes Mauerfragment, das wohl als Teil der abgestürzten südlichen Palaswand der Hauptburg anzusehen ist.

Der Fußweg zur Hauptburg durchquert das ehemalige Areal der Vorburg, führt in südöstlicher Richtung leicht ansteigend zum Plateau der Hauptburg. Als erstes fällt dem Besucher der Burgruine ein in den Jahren 1994 -1996 in seiner Mauerschale erneuerter ca. sieben Meter hoher Mauerzahn an der Ecke zwischen der westlichen und südlichen Ringmauer der Hauptburg auf, die zugleich die Außenwand eines Palasgebäudes gebildet hat.

Auf der vom Großherzoglich-Hessisch-Darmstädtischen Kreisbaumeister Sonnemann 1842 angefertigten Zeichnung ist ebenso wie auf einem im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts erstellten Stahlstich deutlich ein ca. 1,70 m breiter rundbogiger Mauerdurchbruch zu erkennen. Es handelt sich hier vermutlich um den Zugang zur Kernburg, da man in der rechten Mauerseite eine Balkenverriegelung deutlich erkennen kann. Von hier aus nimmt die südliche, gleichzeitig die Ringmauer bildende Palaswand ihren Anfang. Sie ist bis zu einem südöstlich runden Flankenturm in ihren Fundamenten erhalten und im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen 1994 -1997 von ca. zwei Metern aufgemauert worden. Die östliche Flanke des Plateaus nehmen zwei in Resten erhaltene runde Türme ein, von denen sich das Mauerwerk des südöstlichen Turmes in einer Höhe von ca. zwei Metern erhalten hat, während der nordöstliche Turm stark beschädigt ist und zum Halsgraben hin nur noch Fundamentreste aufweist.

Die Verbindung zwischen beiden die Angriffseite der Hauptburg schützenden Rundtürme stellte eine leicht nach Norden abknickende Mauer dar, die wohl zu den parallelen Stirnseiten der Wohnbauten und deren Verbindungsmauer eine schmale Zwingeranlage bildete.
An der Südseite des südöstlichen Flankenturmes hat sich ein Teilstück einer hangabwärts laufenden Außenmauer in beträchtlicher Höhe erhalten.

Im Rahmen der vom 23. August bis 3. September 1993 von dem Landesamt für Denkmalpflege auf dem Areal der Hauptburg vorgenommenen Nachuntersuchungen wurde dieses in drei von Mauerzügen umgebene Bereiche A, B, und C eingeteilt. Bei dem Untersuchungsbereich A handelt es sich um eine 6,5 x 4,5 m messende Fläche, die nördlich durch einen mäßig hohen Mauerzug aus Schieferbruchstein in Kalkmörtelbett und östlich durch ein an einer alten Schürfkante angelegtes Profil begrenzt ist. Im nördlichen Teil befindet sich eine ca. 1,50 x 0,70 m messende, südlich und westlich von Sandsteinen eingefasste Bodenplatte aus schiefrigem Material, die vermutlich eine Herdstelle kennzeichnet. Ferner finden sich im Untersuchungsbereich A mehrere Sandsteinplatten, die wohl das ursprüngliche Bodenniveau des Raumes markieren. Eine im südwestlichen Bereich aufgefundene, sehr sorgfältig bearbeitete achteckige Säulenbasis von ca. 0,42 m Durchmesser lässt die Vermutung zu, dass der Raum ursprünglich gewölbt war. An ihrer Oberfläche fanden sich Mörtelreste und auf der westlichen Seite im oberen Drittel ein ca. 5 cm hohes und 4 cm breites Steinmetzzeichen. In südlicher Richtung wurde der vermutlich gewölbte Innenraum durch eine Wand begrenzt, von der sich ein ca. 1,20 m langes und 0,30 m breites, mäßig hohes Mauerstück erhalten hat. Westlich schließt sich ein von zwei Mauerbefunden eingefasster Treppendurchgang an. Über den Abschluss des Raumes im südlichen und westlichen Bereich lassen sich keine genauen Angaben machen, da hier das Gelände abfällt.

Der Untersuchungsbereich B wird südlich und nördlich von zwei Mauerzügen begrenzt und bildet wohl ursprünglich einen schmalen Hofraum zwischen zwei Gebäuden Den Abschluss nach Osten markiert eine noch in Resten erhaltene Mauer. Im östlichen Teil stieß der Burgverein Hatzfeld bei Freilegungsarbeiten auf eine fast rund gemauerte Öffnung von ca. einem Meter Durchmesser, die sich nach unten zu einem Gewölbe verbreitert, das einen ca. 8,5 m tiefen und 3,5 m breiten in den Felsen gearbeiteten Schacht überfängt. Dieser Schacht wurde 1991 vom Burgverein bis zur jetzigen Tiefe ausgeräumt, stellt aber noch nicht den endgültigen Grund dar. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier um eine Zisterne. Im Jahre 1996 wurde der Zisternenkranz auf etwa 1 m Höhe gemauert und mit einem Eisengitter gesichert.

Im Bereich C, der wiederum als Innenraum eines Gebäudes anzusprechen ist, fand sich ein halbkreisförmiger, ca. ein Meter hoher Block aus Bodenmaterial, dessen Oberfläche einen Bodenbelag aus keramischen Platten bildete. Der größte Teil dieser Platten, die Spuren von Feuereinwirkung aufweisen, wurde bis auf drei besser erhaltene Exemplare (Verbleib beim Landesamt für Denkmalpflege) dem Burgverein überlassen. Es ist anzunehmen, dass die keramischen Platten ursprünglich den Bodenbelag einer Feuerstelle bildeten. In der Mitte des Bodenbelages fand der Burgverein bei den Ausgrabungen einen Zinnteller. In gleicher Höhe mit den Bodenplatten fand sich der Rest einer sorgfältig zugearbeiteten, im unteren Bereich profilierten Konsole aus Sandstein, bei der es sich um ein Konstruktionsdetail der Feuerstelle handeln könnte.

Burg Hatzfeld Luftbild

Burg Hatzfeld Stahlstich 19. Jahrhundert

Sanierungsarbeiten

Vorläufige Rekonstruktion des Mauerverlaufs

grün = gesicherte Befunde
gelb = vermuteter Mauerverlauf

Planaufnahme der Burgruine durch die Firma Pirotton & Gehde, 1990, 1993

Höhenschichtenplan der Burgruine

Burg Hatzfeld Skizze

Funde

Die bei den Sanierungsgrabungen geborgenen Fundstücke werden zur Zeit im „Burgstübchen“ aufbewahrt. Das „Burgstübchen“ befindet sich im Dachgeschoß der ehemaligen „kleinen Schule“ gegenüber des Hatzfelder Rathauses. Die Räumlichkeit wird dem Verein von der Stadt Hatzfeld kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ein Teil der Funde ist in Regalen ausgestellt. Der größte Teil des Materials ist magaziniert.

Die Fundstücke lassen sich nach einer ersten Sichtung in das 14. – 15. Jahrhundert datieren, wobei der Schwerpunkt im 15. Jahrhundert liegt. Ältere Funde konnten bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht nachgewiesen werden.

Gewandspanne

Fragment eines Trinkbechers

Figur aus weißem Pfeifenton

Großes Vorratsgefäß

Burgstübchen